[ Musical gyűjtemény ] -> Elisabeth (Elisabeth) ~ Ein Wiener Kaffeehaus
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Lucheni als Kaffeehauskellner auf dem Weg von der Küche zur Gaststube.

LUCHENI:
Ma que cazzo voi! Die Welt geht unter, indubbiamente.
Bei Hof hat man das noch nicht bemerkt. Aber in
den Kaffeehäusern von Wien weiß das jeder.

Die Szene wird hell. An runden Tischen verschiedenen Kaffeehausbesucher. Sie lesen
Zeitung, rauchen Zigarren, schreiben, spielen Schach, langweilen und unterhalten
sich. Lucheni serviert und nimmt Bestellunge auf.


PROFESSOR:
Was steht im Feuilleton?

JOURNALIST:
Wie schmeckt heut die Bouillon?

STUDENT:
Spielt irgendwer mit mir Skat?

BOHEMIEN:
Mein Gott, ist mir wieder fad!

POET:
Unsre junge Kaiserin weint den ganzen Tag.
Sie ißt nicht mehr, seit sie ihr Kind verlor.

BOHEMIEN:
Noch eine Melange!

LUCHENI:
Noch eine Melange.

PROFESSOR:
Schwanger ist sie wohl auch!

JOURNALIST:
Sie zeigt nicht mehr den Bauch.

LUCHENI & POET:
Zu lang entbehren wir schon den Erben für den Thron.

JOURNALIST:
In Zirkus Renz war sie neulich zu Gast.

PROFESSOR:
Der Mutter des Kaisers hat's gar nicht gepaßt.

ALLE (außer Lucheni) :
No, und wenn schon -
wir sitzen im Kaffeehaus 'rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.

LUCHENI:
Schwätzer! Wissen alles und nichts. Hocken da
per ingannare il tempo. Schlagen die Zeit tot. Tagaus,
tagein.

POET:
Wieder ein Jahr vorbei!

BOHEMIEN:
Das ist mir einerlei!

PROFESSOR (in der Zeitung lesend):
Wir haben ein Konkordat!

STUDENT:
Wer spielt heut mit mir Skat?

JOURNALIST:
Unser junger Kaiser zeigt nicht viel Geschick.
Jedenfalls nicht in der Politik.

BOHEMIEN:
Noch ein Likör!

PROFESSOR:
Der letzte Krieg um die Krim hat uns neutralisiert.

JOURNALIST:
Und jetzt ist Österreich politisch ganz isoliert.

PROFESSOR:
Frankreich, England, Rußland
stehn in einer Front.
Und jetzt gibt es Krieg im Piemont.

ALLE (außer Lucheni):
No, und wenn schon -
wir sitzen im Kaffeehaus 'rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.

STUDENT:
Diesmal war es ein Sohn, wer hätt' es geglaubt.

POET:
Und auch ihn hat man gleich der Mutter geraubt.

JOURNALIST:
Ich hab erfahr'n, sie mag die Magyarn!

PROFESSOR:
Denkt sie liberal?

BOHEMIEN:
Ist sie radikal?

ALLE (außer Lucheni):
Sie ist eine seltsame Frau!
No, und wenn schon, gut für die Apokalypse.

LUCHENI:
Als Rudolf zur Welt kam,
hatte die Mutter im Wochenbett
eine schreckliche Vision.
Sie sah rote Fahnen,
Massen von Menschen am Ballhausplatz
mit Fäusten sie bedrohn.
Sie sah Barrikaden
und darauf den eigenen Sohn
als Führer der Revolution!

POET:
Herrlich exzentrisch!

BOHEMIEN:
Schön dekadent.

STUDENT & PROFESSOR:
Österreich braucht jetzt ein Parlament!

ALLE:
No, und wenn schon -
wir sitzen im Kaffeehaus 'rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.
No, und wenn schon -
wir sitzen im Kaffeehaus 'rum
und erwarten gähnend die Apokalypse.

ERSTE GRUPPE:
Weil uns fad ist, weil's net schad is...

ZWEITE GRUPPE (gleichzeitig):
Stieren, schnofeln, plauschen,
plaudern, rauchen, pofeln, raunzen, zaudern, lesen, dösen
beim Kaffee!

DRITTE GRUPPE(gleichzeitig):
Weil uns fad is, desolat is...
weil's net schad is, weil, was g'maht is
und parat is, g'schieht ja eh!

Lichtwechsel und Verwandlung.

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