[ Musical gyűjtemény ] -> Elisabeth (Elisabeth) ~ Elisabeths gemächer im schloß Laxenburg
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Es ist früher Morgen. Die Erzherzogin stattet ihrer Schwiegertochter einen nicht
angekündigten Besuch in Laxenburg ab. Begleitet von einer Hofdame und einem Trupp
von Zofen, rauscht Erzherzogin Sophie in das Appartement der Kaiserin. Elisabeths
oberste Hofmeisterin, die Gräfin Esterházy-Liechtenstein, kommt Erzherzogin Sophie
mit unterwürfiger Miene entgegen.


SOPHIE:
Wo ist die Kaiserin?

GRÄFIN ESTERHÁZY-LIECHTENSTEIN:
Sie schläft noch, Hoheit!

SOPHIE:
Dann ist es höchste Zeit, sie aufzuwecken!

Die Gräfin Esterházy-Liechtenstein verschwindet. Erzherzogin Sophie erläutert ihrer
Begleiterin den Zweck des Besuches.


SOPHIE:
Die Kaiserin ist noch sehr jung.
Sie braucht noch manche Förderung.
Zeit, daß sie lernt, was sich gehört.
Zeit, daß sie jemand lehrt, sich zu fügen.
Sie ist verbauert ganz und gar.

HOFDAME:

Ganz recht!

SOPHIE:
Nimmt ihre Pflichten hier nicht wahr.

HOFDAME:

Sehr schlecht!

SOPHIE:
Hat das Gehorchen nicht geübt, ist in
sich selbst verliebt und nicht streng mit sich.
Eine Kaiserin muß glänzen
im Bewußtsein ihrer Pflichten.
Muß die Dynastie ergänzen
und verzichten.

HOFDAME:
In der Tat!

Elisabeth und die Gräfin Esterházy-Liechtenstein kommen aus dem Schlafzimmer.
Elisabeth trägt nur ein Morgenrock über dem Nachthemd. Sie ist noch ziemlich
verschlafen.


ELISABETH:
Was ist den los?

SOPHIE:
Mein Kind, man schläft hier nicht so lang.

ELISABETH:
Warum?

SOPHIE:
Ich dulde keinen Müßiggang!

ELISABETH:
Ich war so müde...

SOPHIE:
Um fünf Uhr früh beginnt der Tag,
pünktlich zum Glockenschlag jeden Morgen.

ELISABETH:
Aber Franz Joseph hat mit gesagt,
ich sollte mich heut mal ausruhn.

SOPHIE:
Ausruhn wovon? Ich hab gefragt.
Ich weiß, daß du dich heut nacht geschont hast.

ELISABETH:
Das kann nicht sein...

SOPHIE:
Das sagte ich auch -

ELISABETH:
... Er würde mich nicht an Sie verraten!

SOPHIE:
Vor mir hält mein Sohn gar nichts geheim.

ELISABETH:
Das ist nicht wahr!

SOPHIE:
Dann frag ihn doch selber...

Gibt ihrer Hofdame ein Zeichen. Diese geht ab, um Franz Joseph zu holen.

ELISABETH:
Das werd' ich -

SOPHIE:
Er kam mit mir her!
Sie bemüht sich, sachlich zu bleiben.
Glaub mir, mein Kind, ich mein es gut.

ELISABETH:
Natürlich.

SOPHIE:

Ich wünsche keinerlei Disput!

ELISABETH:
Ich auch nicht.

SOPHIE:
Richte dich nach dem Zeremoniell,
dann bin ich schnell mit dir zufrieden.

ELISABETH:
Ich will heut reiten -

SOPHIE:
Ordinär!

GRÄFIN ESTERHÁZY-LIECHTENSTEIN:
Und zu riskant!

SOPHIE:
Man treibt als Kaiserin nicht umher.

GRÄFIN ESTERHÁZY-LIECHTENSTEIN:
Wie degoutant!

ELISABETH:
Warum den nicht?

SOPHIE:
Weil man nicht soll, was nach dem
Protokoll streng verboten ist.

SOPHIE & GRÄFIN ESTERHÁZY-LIECHTENSTEIN:
Eine Kaiserin muß glänzen
im Bewußtsein ihrer Pflichten.
Muß die Dynastie ergänzen
und verzichten.

SOPHIE:
Zeig mir mal deine Zähne her!

GRÄFIN ESTERHÁZY-LIECHTENSTEIN:
Aus gutem Grund.

ELISABETH:
Die Zähne?

SOPHIE:
Ja! Ist das so schwer?

GRÄFIN ESTERHÁZY-LIECHTENSTEIN:
Öffnen sie den Mund!

Elisabeth zeigt Erzherzogin Sophie die Zähne.

SOPHIE:
Die sind zu gelb, das darf nicht sein.

ELISABETH:
Bin ich ein Pferd? -

SOPHIE:
Nein! Jedoch ein Vorbild -

ELISABETH:
Sie kritisieren an mir nur herum.
Was ich auch will, ist verboten -

SOPHIE:
Ich will, daß du zur Kaiserin wirst.
Du bist noch nicht gezähmt und gezogen!

ELISABETH:
Ich glaub', Sie sind nur neidisch auf mich...

SOPHIE:
Neidisch auf dich?!
Das ist wirklich komisch!

Franz Joseph und die Hofdame betreten das Zimmer.

ELISABETH:
Ich will... -

SOPHIE:
Lern' erst mal bescheiden zu sein.

ELISABETH:
Ich möchte... -

SOPHIE:
Nein!

ELISABETH:
Hilf mir, Franz Joseph! Sieh, wie deine Mutter mich quält!

HOFDAME & GRÄFIN ESTERHÁZY-LIECHTENSTEIN:
Eine Kaiserin muß glänzen
im Bewußtsein ihrer Pflichten.
Muß die Dynastie ergänzen
und verzichten.

SOPHIE (gleichzeitig):
Überlaß sie mir Sohn!
Ich erzieh, ich erzieh sie schon. Überlaß sie mir,
mein Sohn! Ich erzieh sie schon.

ELISABETH (gleichzeitig):
Sie quält mich, sie sperrt mich ein!
Hilf mir, laß mich nicht allein!

FRANZ JOSEPH:
Ich stünde gern an deiner Seite... Doch es
wär' besser für uns beide, wenn du dem Rat meiner
Mutter folgst...

SOPHIE:
Sei streng! Sei stark!

ELISABETH:
Also, läßt du mich im Stich...

Sie dreht sich abrupt um und geht allein zur Rampe. Franz Joseph macht Anstalten,
ihr zu folgen, wird aber von Erzherzogin Sophie zurückgehalten.
Lichtwechsel.


ELISABETH:
Ich will nicht gehorsam,
gezähmt und gezogen sein.
Ich will nicht bescheiden, beliebt und betrogen sein.
Ich bin nicht das Eigentum von dir,
denn ich gehör nur mir.
Ich möchte vom Drahtseil herabsehn auf diese Welt.
Ich möchte aufs Eis gehen und selbst sehn,
wie lang's mich hält.
Was geht es dich an, was ich riskier!?
Ich gehör nur mir.
Willst du mich belehren
dann zwingst du mich bloß,
zu fliehn vor der lästigen Pflicht.
Willst du mich bekehren, dann reiß ich mich los
und flieg wie ein Vogel ins Licht.
Und will ich die Sterne, dann finde ich selbst dorthin.
Ich wachse und lerne und bleibe doch wie ich bin.
Ich wehr mich, bevor ich mich verlier!
Denn ich gehör nur mir.
Ich will nicht mit Fragen und Wünschen belastet sein,
vom Saum bis zum Kragen von Blicken betastet sein.
Ich flieh', wenn ich fremde Augen spür'.
Denn ich gehör nur mir.
Und willst du mich finden, dann halt mich nicht fest.
Ich geb' meine Freiheit nicht her.
Und willst du mich binden, verlaß ich dein Nest
und tauch wie ein Vogel ins Meer.
Ich warte auf Freunde und suche Geborgenheit.
Ich teile die Freude, ich teile die Traurigkeit.
Doch verlang nicht mein Leben,
das kann ich dir nicht geben.
Denn ich gehör nur mir.
Nur mir!

Verwandlung.

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