[ Musical gyűjtemény ] -> Elisabeth (Elisabeth) ~ Audienzsaal Der Hofburg in Wien
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In einem Lichtspot auf der Vorderbühne Lucheni. Er hat eine Zeitung gelesen, die er nun zusammenfaltet.

LUCHENI:
Wir schreiben das Jahr achtzehnhundertdreiundfünfzig.
In Wien regiert nun der junge Kaiser Franz Joseph.
Seine Herrschaft beruht auf einem stehenden Heer von
Soldaten, einem sitzenden Heer von Beamten, einem
knienden Heer von Priestern und einem schleichenden
Heer von Denunzianten. Und - auf den Ratschlägen seiner
Mutter, von der man sagt, sie sei der einzige Mann bei
Hofe.
Lichtwechsel. Franz Joseph sitzt am Schreibtisch. Neben ihm steht seine Mutter, die Erzherzogin Sophie. Sie legt Franz Joseph Schriftstücke zur Unterschrift vor. Etwas abseits der kaiserliche Generaladjutant Graf Grünne.

SOPHIE (zu Franz Joseph):
Sei streng! Sei kalt!
Sei hart! Sei stark!
(zum Publikum)
Jedem gibt er das Seine,
alles bringt er ins Reine -
Gott erhalte, Gott beschütze
uns den jungen Kaiser!
Mit einem Stab auf den Boden stoßend, kündigt Graf Grünne einen Besucher an.

GRÜNNE:
Der Kardinalerzbischof!

Kardinalerzbischof Rauscher tritt auf. In der Hand hält er eine Schriftmappe.

RAUSCHER:
Majestät, die heilige Kirche stößt auf Widerstand...

SOPHIE:
Empörend!

RAUSCHER:
Majestät, die Kirche wünscht die Schulaufsicht im Land!

Erzherzogin Sophie nimmt von Kardinalerzbischof Rauscher die Mappe, studiert das vorbereitete Schriftstück und legt es mit einem Kopfnicken Franz Joseph vor.

FRANZ JOSEPH:
Gewährt!
Franz Joseph unterschreibt.

RAUSCHER, SOPHIE, GRÜNNE:
Jedem gibt er das Seine,
alles bringt er ins Reine -
Gott erhalte, Gott beschütze
uns den jungen Kaiser!

Inzwischen ist eine ganze Gruppe von Besuchern erschienen. Kardinalerzbischof Rauscher tritt zurück und Graf Grünne kündigt Fürst Schwarzenberg an.

GRÜNNE:
Der Herr Minister!

SCHWARZENBERG:
Majestät, das Volk will uns Minister kontrollier'n.

SOPHIE:
Wie lachhaft!

SCHWARZENBERG:
Ich schlag' vor, die Staatsverfassung schnellstens zu kassier'n.

Fürst Schwarzenberg erhält ein zustimmendes Nicken und zurück. Nacheinander treten weitere Besucher vor, jeweils angekündigt durch ein Klopfen mit dem Audjutantenstab.

BARON KEMPEN:
Majestät, das Spitzelwesen ist noch nicht perfekt.

SOPHIE:
Verbessern!

BARON HÜBNER:
Majestät, erlauben Sie mein Eisenbahnprojekt!

FRANZ JOSEPH:
Gewährt!

Franz Joseph unterschreibt zwei von Erzherzogin Sophie zugereichte Dekrete.

ALLE (außer Franz Joseph) :
Jedem gibt er das Seine,
alles bringt er ins Reine -
Gott erhalte, Gott beschütze
uns den jungen Kaiser!

FRANZ JOSEPH (seine Prinzipien rekapitulierend):
Nur an das Ganze denken,
kein Gefühl verschenken.
Emsig, brav und schlicht:
Ein Diener der Pflicht.

LUCHENI (den Adjutanten nachäffend):
Eine Mutter!

Die Todesengel bringen die Mutter eines Verurteilten herein. Sie fällt vor Franz Joseph auf die Knie.

MUTTER:
Majestät, mein Sohn rief "Freiheit" und kam vor Gericht -

SOPHIE:
Erfreulich!

MUTTER:
Gnade! Gnade!
Was auch war, den Tod verdient er nicht!
Franz Joseph steht auf. Er ringt mit sich.

FRANZ JOSEPH:

Wenn ich so könnte, wie ich wollte...
Müßt' ich nicht das tun, was ich sollte,
dann wär' ich lieber mitleidsvoll und gut.

SOPHIE (teilweise gleichzeitig):
Sei streng! Sei stark!
Sei kalt! Sei hart!
Sei kalt! Sei hart!

FRANZ JOSEPH:
Abgelehnt!

Die Mutter des Verurteilten schreit verzweifelt auf. Sie wird von den Todesengeln von der Bühne gezogen. Franz Joseph setzt seine Schreibarbeit fort.

SOPHIE:
Was liegt noch an?

GRÜNNE:
Die Besprechung der politischen Lage.

Ein livrierter Lakai hat inzwischen eine Karte vom östlichen Mittelmeer entrollt. Fürst Schwarzenberg erläutert die gegenwärtige Krisensituation.

SCHWARZENBERG:
Majestät, der Krimkrieg droht sich ernsthaft auszuweiten.
Daß wir Rußland diesmal beisteh'n
ist nicht zu vermeiden.
Rußland danken wir die Rettung
vor der Revolution.
Außerdem: ein Stück Türkei
erhalten wir als Lohn!

Franz Joseph sieht ratlos seine Mutter an. Erzherzogin Sophie zuckt die Schultern. Franz Joseph wendet sich an seinen Adjutanten.

FRANZ JOSEPH:
Wie beurteilen Sie die Lage, Graf Grünne?

GRÜNNE:
Stehn wir zu Rußland,
grollt uns England.
Gehen wir mit England,
zürnt uns Rußland.
In jedem Fall - ein Bündnis wär' fatal.

SCHWARZENBERG:
Wir müssen uns entscheiden!

SOPHIE:
Der Kaiser von Österreich muß gar nichts!

ALLE (außer Franz Joseph):
Jedem gibt er das Seine,
alles bringt er ins Reine -
Gott erhalte, Gott beschütze
uns den jungen Kaiser!

ALLE (außer Franz Joseph und Sophie):
Jedem gibt er das Seine,
alles bringt er ins Reine -
Gott erhalte, Gott beschütze
uns den jungen Kaiser!

FRANZ JOSEPH (gleichzeitig, seine Prinzipien rekapitulierend):
Sich nie zu früh entscheiden,
Ja und Nein vermeiden,
Habsburgs Vorteil sehn
und Opfern entgehn.

SOPHIE (gleichzeitig):
Sei glatt! Sei falsch! Sei schlau!

GRÜNNE:
Ich darf Majestät untertänigst daran erinnern,
daß die Kutsche nach Bad Ischl wartet.

SOPHIE:
Meine Herren, die Audienz ist beendet!

SCHWARZENBERG:
Aber... Was soll ich nun dem russischen Botschafter sagen?

SOPHIE:
Kriege sollen andere führen.
Das glückliche Österreich heiratet...

Erzherzogin Sophie wirft Franz Joseph einen aufmunternden Blick zu. Er hebt sich und geht mit ihr ab, gefolgt von Graf Grünne. Alle anderen bilden, sich verbeugend eine Reihe...

SCHWARZENBERG, RAUSCHER, BARON KEMPEN,
BARON HÜBNER, LAKAI:

Gott erhalte, Gott beschütze
uns den jungen Kaiser!
Blackout. Verwandlung.

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